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Einige Zeit nicht zum schreiben gekommen, die Ereignisse der letzten Wochen waren zumindest aufreibend.
In der Tiefe des Grabes des Trollkönigs – welches sich letztlich als Tempel Mynbrujes herausstellte – trafen wir auf einen Dämon, hatte ich nicht erwartet. Aber es gelang uns die Entität zu besiegen und so das Grab und den Tempel vom Einfluss des Bösen zu befreien.
Auf dem Weg zum Dämon mussten wir Fallen und einige Kämpfe überwinden, besonders die, durch die Macht des Dämons belebten, Wächter des Grabes, lange verstorbenen Helden der Trolle, machten uns Schwierigkeiten. In deren Verlauf musste ich alle meine Kräfte als Heiler und Kämpfer aufbieten. Ni´iru, Volkah, Tok`uk und Gen´tok wurden während der Auseinandersetzungen schwer verwundet. Tok`uk s Wunden sind bis heute noch zu sehen und auch unser Ork wird wohl einige Narben zurückbehalten. Warum nun Volkah nach dem Ende der Kämpfe bewusstlos umfiel ist mir nicht ganz klar – ich vermute dass er sich im Kampf zu sehr verausgabt hatte, eventuell ein schwaches Herz (?) – nunja in Zukunft genauer auf seinen Kampfstil achten und vielleicht etwas Baldrian besorgen.
Nachdem wir den Dämon also getötet hatten fanden wir zuerst das eigentliche Grab des alten Königs, den Gegenständen mit denen er begraben wurde nach zu urteilen war dieser selbst ein mächtiger Questor Mynbrujes, weshalb ich mich schließlich dagegen entschied seine Grabbeigaben genauer zu untersuchen oder gar mitzunehmen.
Nach längerer Suche entdeckten wir auch das Orakel der Passion – der eigentliche Grund unserer Anwesenheit. Wie wir ja schon wussten handelte es sich um einen großen Brunnen mit stark magischen Kräften – es gab Antworten, allerdings nur eine pro Person, und Heilung. Ich hatte von beiden wenig, ich war kaum verletzt und nach all den Kämpfen und besonders der Auseinandersetzung mit dem Dämon, war ich nicht in der Lage eine vernünftige Frage zu formulieren – frustrierend.
In Kammern neben dem Orakel – wahrscheinlich die Unterkünfte der Questoren, die einst den heiligen Ort verwalteten – fanden wir einen lange Chronik des Ortes, in etwa 30 Bänden, wobei eine große zeitlich Lücke zwischen den meisten Bücher und den letzten beiden bestand. Ich entschied mich die Bücher mitzunehmen und zu studieren, anschließend können wir sie der Bibliothek in Throal oder einem großen Tempel Mynbrujes überlassen, dort sind sie sicherlich besser aufgehoben, als in dem feuchten Grab, wo sie langsam zu Staub zerfielen.
Nach dieser Entdeckung entschieden wir uns den Ort zu verlassen, die Chroniken des Heiligtums sollten wohl als Beweis für unseren Auftraggeber ausreichen. Außerdem beschlossen wir das Grab nicht zu plündern – wäre es wirklich nur ein altes Grab gewesen, aber einen, wenn auch verlassenen, Tempel zu plündern verbot uns der Respekt vor den Passionen, welchen wir ja schon einiges – zum Beispiel unser Leben – verdanken.
Allerdings habe ich seit wir den Tempel verließen das ungute Gefühl, dass wir mehr hätten tun sollen, um den Zugang zum Orakel unmöglich zu machen. Aber meinen Gefährten reicht es offenbar einem Questor bescheid zu geben, zu diesem Zweck sind wir gerade nach Throal unterwegs. Ich weiß nicht ob es am Vertrauen meiner Gefährten zu den Passionen oder einfach an ihrer Naivität liegt, aber ich glaube nicht, dass ein Questor auf Dauer in der Lage sein wird dieses mächtige Heiligtum zu schützen und es dem Zugriff Dritter, zum Beispiel dem unseres Auftraggebers, zu entziehen – wir werden sehen. Auf jeden Fall müssen wir dem Questor, ob er nun die Macht besitzt oder nicht, einen Vorsprung vor Torvin verschaffen. Vor allem da Torvin sich als misstrauisch und nur begrenzt vertrauenswürdig erwiesen hat. Er hat mich offensichtlich über seine Informationsquellen belogen, das Buch das er mir gegeben hat kann unmöglich die Quelle seines Wissens sein. Und die Gruppe von zweitklassigen Abenteurern die uns nachgeschickt hat, „um die Schätzte zu transportieren“, ist auch nicht unbedingt ein Zeichen für seine guten Absichten – dazu kommt, dass er uns über die Natur des gesuchten Ortes belogen hat – an eine solche Person musste ich Idiot mich mit einem Blutversprechen binden – naja Dummheit sollte bestraft werden.
Glücklicherweise sind wir die Aufpasser los geworden und reiten nun eiligst in Richtung Throal – mit jedem Tag werden meine Gedanken düsterer, was kann der Questor gegen Torvin tun, was hat Torvin eigentlich mit dem Brunnen vor – hat er einen Weg gefunden dessen Macht zu kanalisieren – wir oder besser ich – müssen einen Weg finden Torvin aufzuhalten, ohne dabei das Versprechen zu brechen.
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Es gibt doch auch positives zu berichten, zum ersten Mal auf meinen Reisen traf ich ein Mitglied meiner Disziplin, welches offenbar kein unwürdiger Pfuscher oder geldgieriger Aufschneider ist. Erfreulich, dass ich nicht ganz allein in mit meiner Auffassung unseres Weges. Seit dem Tod meines ersten Meisters war dies die erste Begegnung mit einem Zauberkundigen die mich nicht mit Hass und Zweifel erfüllt hat. Leider hatte auch dieser Meister sein Zauberbuch gerade nicht dabei – manchmal frage ich mich, was mit den Leuten los ist, das einzige, was man niemals verlieren darf…Naja er gab mir seine Adresse, leider lebt er in Kratas, und lud mich ein, ihn nach seiner Rückkehr (etwa in 6 Monaten) zu besuchen. Auch wenn ich nichts Neues gelernt habe, spüre ich meine Macht wachsen, bald werden einige Namensgeber ihr vergangenes Verhalten bereuen.
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Es wird langsam zu kalt um zu reisen, der Regen geht allmählich in Schnee über, wird Zeit, dass wir Throal erreichen. Gestern habe ich einen Tiermeister kennen gelernt, ein Bekannter Tok`uk s (?) vielleicht. Auf jeden Fall begann die Begegnung wenig erfreulich nahm aber ein überraschend positives Ende. Die kleine Kröte von einem Elf versuchte mich tatsächlich zu erpressen, er droht Tok`uk die Wahrheit über Igor zu sagen, armer Narr, eine Tiermeister, der ein Pferd opfern würde, um mich unter Druck zu setzten. Zu seinem Glück forderte er nur von mir, was ich auch ohne eine Erpressung bereit gewesen wäre zu tun – ansonsten hätte Tok`uk einige neue Begleiter bekommen. Er verlangte von mir für sein Schweigen seine Hahn – Tiermeister (!) – wieder ins Leben zurückzuholen. Dieser war leider schon einige Stunden tot, begann schon steif zu werden, was meine Kräfte in den meisten Fällen deutlich überfordert hätte. Glücklicherweise haben diese kleinen Tiere eine deutlich schwächere Lebensenergie als Namensgeber und sind somit auch einfacher zurückzuholen. Trotzdem erforderte es alles von mir, nach über einer Stunde, verbrauchten Kräutern ein und paar Tropfen Salbe begann das Tier wieder zu atmen – über den Geisteszustand des Tiers an ich wenig sagen, außer, dass das Trauma solange im Reich des Todes zu sein und dann mit Gewalt in unsere Welt zurückgezerrt zu werden, sicherlich nicht leicht zu verkraften sein wird.
Nunja damit war zumindest der elfische Wurm wieder glücklich, ob es richtig war das arme Tier zurückzuholen weiß ich leider nicht wirklich. Ich hatte das Gefühl richtig zu handeln, aber was heißt das schon.
Eins muss ich dem Elf aber doch lassen, er hat genauso wenig für die idiotischen Namensgeber übrig, wie ich. Ich denke einen Namensgeber zu töten und zu quälen ist nicht unbedingt ideal, aber letztlich kein Problem, er kann sich immerhin wehren und würde sich selbst kaum anders verhalten, im Normalfall ist das nur die Folge einer verfehlten Entscheidung des Betroffenen.
Aber ein Tier welches sich weder wehren, noch äußern kann und im Normalfall auch keine Verantwortung für seine Situation übernehmen kann zu quälen ist sicher – zumindest moralisch – falsch. Mein erster Meister sagte einmal, man soll nur die Schützen die es nicht selbst können, damals dachte ich, wer zu dumm ist hat eben verloren, vielleicht verstehe ich ihn jetzt etwas besser – der Punkt ist weder Dummheit, noch Schwäche (da lag er falsch) – sondern Fähigkeit zu Verantwortung, oder anderes gesagt, die Fähigkeit frei (!) zu entscheiden. Namensgeber die sich falsch Entscheiden verdienen nichts anderes als den Tod, aber können sich Tiere falsch entscheiden? Und können sich die Geister von Tieren frei entscheiden, wie die von Namensgebern, ob sie zurück wollen oder nicht? Ich denke dabei ist auch nicht wichtig, ob es sich um einen bewussten Entscheidungsprozess handeln oder ob dieser rein instinktiv abläuft.
(Es folgen mehrere Seiten Erörterung, über das Denken von Geistern – hihi das nächste Aufstiegsritual kommt bestimmt und ein Thema für mein Referat vor den Nethermancern liegt in greifbarer Nähe …
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Widerlich, wir sahen Märkteburg schon am Horizont, bevor der Schneesturm aufkam und sich unsere grandiosen Orientierungskünstler verirrt haben, hätte ich das mal selbst gemacht…immer dasselbe…mal sehen, was zuerst passiert, erfrieren oder verhungern…