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Frühling – Frühlingsgefühle. Wir sind auf dem Weg nach Thraol, um Gen´tok zu helfen einige Familienangelegenheiten zu erledigen. Während unseres kleinen Winterurlaubs erreichten uns Nachrichten über Orma, Gen´toks Frau und Mutter seines Sohnes. Orma ist mit ihrem kleinen Sohn nach Throal zu ihrem Vater zurückgekehrt. Angeblich ist der Grund ihrer Rückkehr ein neuer Mann. Gen´tok ist deshalb ausser sich.
Die Moralvorstellungen der Orks waren mir schon immer ein Rätsel, nun will Gen´tok nach Throal reisen, um den neuen Liebhaber seiner Frau zum Zweikampf zu fordern und nach Möglichkeit auch zu töten. Nunja egal was wir davon halten, ich denke wir schulden es ihm mitzukommen – und ihn nach dem Kampf wieder zusammenzuflicken.
Unabhängig davon denke ich ein Besuch in Throal wird uns nicht Schaden und meine Gefährten von den bevorstehenden Gefahren ablenken. Ich mache mir Sorgen wegen den Reitern, wir hätten schon lange wieder etwas vom Zirkel hören müssen.
Morgen werden wir aufbrechen.
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Die Reise ins Zwergenreich verlief erfreulich probemlos. Allerdings war die Begrüßung weniger herzlich als sich das zumindest Gen´tok gewünscht hätte.
In einer Taverne trafen wir auf seinen Schwiegervater, den Anführer eines kleinen Orkstamms der sich in Throal niegergelassen hat. Von ihm erfuhr Gen´tok, dass Oram sich mit seinem Sohn und ihrem neuen Mann in eine ruhige Gegend am Vorssee zurückgezogen hat. Über ihre Grunde kann ich nur rätseln – ein Mann der mehr Ork ist als unser Ork, wer wollte den längere Zeit um sich haben und das in einer Einöde.
Gen´tok ist fest entschlossen dorthin zu reisen und sich mit dem Neuen zu duellieren. Ich denke wir werden ihn begleiten, zumal wir jemanden gefunden haben, der uns für die Reise bezahlt. Ein orkischer Händler – ich will gar nicht wissen mit was er handelt – braucht eine Eskorte, um am Vorssee „Waren“ einzukaufen. Und dieser Ork will uns gut für die Begleitung bezahlen.
Vom Zirkel gibt es nach wie vor nichts Neues. Thar Starkfaust scheint schon eine längere Zeit nicht mehr hier gewessen zu sein. Gerüchten zufolge befindet er sich verletzt in Haven, ein Ausflug nach Parlainth hat ihn fast das Leben gekostet. Ich würde gerne wissen, was der Zirkel da wieder ausheckt.
Ein anderer Punkt geibt mir gerade mehr zu denken, Kurt hat uns verlassen, um sich hier in Throal wieder „um seine Geschäfte zu kümmern“, wie er sagt. Ich glaube ihm kein Wort und fände es besser ihn im Blick zu behalten. Statt Kurt haben wir einen neuen Begleiter aufgelesen – einer kommt, ein anderer geht, unser Schicksal. Ein zwergischer Krieger und seine Rüstung – die mindestens so schwer ist wie er – begleiten uns zum Vorssee, eine Bedingung des Händlers der uns bezahlt. Der Zwerg heißt Alois Winkelhuber – ein komischer Name für eine noch seltsamere Person. Aber zumindest scheint dieser ehrlich zu sein und sich nicht für Intrigen und Macht zu interessieren, im Vergleich zu Kurt wahrscheinlich ein verbesserung, aber wir werden sehen. Ich habe zuviele Überraschungen erlebt, um schnell zu urteilen.
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Der erste Teil der Reise zum großen See verlief gut und ruhig. Unser neuer Begleiter Alois hat sich als waschechter throalischer Monarchist entpuppt – er glaub tatsächlich an die Vormacht Throals in Barsaive, der wird sich noch wundern. Zumindest ist er keine Gefahr, weder für uns noch für den Zirkel und das Geheimnis der Höllenhunde. Vielleicht ist seine Anwesenheit ein guter Ausgleich für unsere Gemeinschaft.
Tok´uk hat ein neues Spielzeug, ein wirklich beeindruckendes. Er war eine Nacht nicht im Lager und kam am nächsten morgen mit einem Behemoth zurück, das – wie er sagte – nun sein neuer Freund und sein Reittier sei. Auf die Steppenreiter die wir ab und an trafen machte das Tier ziemlich Eindruck, sie wagten sich nicht näher als auf Sichtweite an uns heran.
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Haben gestern den großen Fluß westlich des Vorssees überquert. Und haben wieder die üblichen Probleme. Seit wir den Fährmann zuerst sahen lief alles schief, war ja eigentlich auch Zeit, in letzter Zeit ging alles ein wenig zu glatt.
Jener Fährmann war ein Troll mit abgesägten Hörner – Tok´uk war bei seinem Anlick schon ausser sich. Nach langem Gerde und viel Geschrei setzte er uns über den Fluß und wir konnten Tok´uk sogar davon abhalten ihn zu erschlagen. Was sich allerdings als ziemliche Zeitverschwendung entpuppte. Keine Stunde nachdem wir auf der anderen Flußseite angekommen waren und unser Lager aufgeschlagen hatten, hörten wir einen gelenden Schrei aus Richtung Fähre. Wir fanden den Fährtroll tot mit aufgerissenem Brustkasten auf seiner Fähre liegen, von seinem Herz fehlte jede Spur – er scheint mir von innen zerissen worden zu sein. Wir konnten nichts mehr tun und entschieden am nächsten Morgen zeitig weiterzureisen. Unser Schützling der Händler leidet seit dem Fund etwas unter Schock, Alois dagegen kommt gut mit der Sache zu recht, scheint schon ein bisschen Blut gesehen zu haben – auf jeden Fall gliedert er sich gut in unsere Gemneinschaft ein, viel besser als ich anfangs vermutet hätte.
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Der Morgen ging so weiter wie der Abend geendet hatte. Nur einige Meter von unserem Lager entfernt fanden wir die Leiche eines Reisenden der mit uns über den Fluß gesetzt war. Ihm fehlte das Herz – und auch er scheint mir von innen heraus zerissen zu sein. Wir werden also einmal mehr von etwas bösem verfolgt.
Der orkische Händler reagiert gar nicht gut auf die beiden Leichen und unseren Umgang mit dem Tod, als normalem Bestandteil des Lebens. Er steht unter Schock und beginnt leicht apathisch zu sein. Ich hoffe wir erreichen bald unser Ziel, damit wir diesen Ork los werden.